Unser Chief Investment Officer (CIO) der digitalen Vermögensverwaltung beantwortet im Gespräch Fragen zu seinem Weg bis zu Kapilendo und welche Rolle die digitale Vermögensverwaltung in der Unternehmerplattform spielt.
Inhalt
Könntest du dich und deine Rolle bei Kapilendo kurz vorstellen?
Ich leite unsere Vermögensverwaltung. Dazu gehört, dass ich die generelle Investmentstrategie der Kapilendo formuliere und darauf basierend die Leitlinien der Kundenportfolien vorgebe. Neben diesen Aufgaben ist es mir aber wichtig, dass ich – gemeinsam mit meinen Kollegen – unsere Kunden persönlich betreue und mit ihnen direkt über Geschäftliches und Privates spreche. Das “Menschliche” schafft gegenseitiges Vertrauen und ist für mich ein wichtiger Teil in meiner täglichen Arbeit, der mir viel Freude bereitet.
Von der größten deutschen Pensionskasse zum Fintech. Wie kam es zu dem doch sehr großen Wechsel?
Die Arbeit als Portfoliomanager bei einem so riesigen Investor hat mir sehr viel Spaß gemacht und die gesammelten Erfahrungen von über 10 Jahren sind heute unbezahlbar. Es ist schon etwas anderes, wenn man ein Portfolio von über 20 Milliarden Euro betreut. Doch in meinen 10 Jahren bei der Pensionskasse hat sich zum einen das regulatorische Umfeld stark geändert und die Entscheidungsfreiheiten immer stärker eingeschränkt. Zum anderen wollte ich wieder mehr Nähe zu meinen Kunden haben und stärker in den persönlichen Austausch gehen. Daher habe ich mich schließlich für das “Speedboot” entschieden und den “Tanker” verlassen.
Auf welche Meilensteine und Erfolge bei der Kapilendo bist du besonders stolz?
Im Jahr 2015 verabschiedete die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen 17 globale Ziele für eine bessere Zukunft. Mit ihrer Agenda 2030 soll ein weltweit menschenwürdiges Leben ermöglicht und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt werden. Konkrete Ziele sind die Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt, gute Bildung für alle, Gesundheit, Zugang zu Trinkwasser und natürlich Schutz des Klimas.
„Die UN-Nachhaltigkeitsziele stellen generelle Ziele der Menschheit dar“, stellt Björn Siegismund, Investmentstratege der Kapilendo, klar. „Für private Unternehmen, die diese Ziele nicht unterstützen, bedeutet das erhebliche finanzielle und Reputationsrisiken.“
Global berücksichtigen immer mehr Anleger ökonomische, ökologische und soziale Aspekte bei ihrer Geldanlage. Institutionelle Anleger wie Versicherer und Pensionsfonds, vor allem aber auch kirchliche Einrichtungen sind dabei schon lange Pioniere: So investiert der norwegische Staatsfonds die Öleinnahmen des Landes nach strengen ethischen Richtlinien. Auf der Tabuliste stehen Unternehmen, die Massenvernichtungswaffen herstellten, gegen Menschenrechte verstoßen oder Regenwälder abholzen. Der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) zufolge, einem Zusammenschluss der sieben weltweit größten Organisationen für nachhaltiges Investieren, wurden 2018 über 30 Billionen US-Dollar unter Anwendung von nachhaltigen Anlagestrategien professionell verwaltet.
Insgesamt 219,1 Milliarden Euro wurden in Deutschland 2018 in diesem Segment investiert. Das sind mehr als 48 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr, wie das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in seinem Marktbericht 2019 feststellt — ein Zuwachs von 28,2 Prozent.
Zusätzlich wird dieser Trend noch von einer Regulierungswelle befeuert, die weiteren gesellschaftlichen Druck durch „grüne Geldanlage“ ausüben soll. Im Finanzjargon hat sich für diese Form der Geldanlage ein Begriff durchgesetzt. Er lautet: Socially Responsible Investment (SRI), also sozial verantwortliche Geldanlage.

Eure Investmentbanking Lösung für mittelständische Unternehmen ist live. Wie siehst du die Rolle der Vermögensverwaltung im Rahmen der Gesamtveranstaltung?
Wir sind der Coach, der stets die Gesamtstrategie erarbeitet und bei anstehenden Transaktionen den Überblick unseren Kunden verschafft. Wenn man sich langfristig erfolgreiche Investoren und wohlhabende Familien anschaut, dann haben sie eins gemeinsam: Eine Streuung Ihrer Geldanlagen. Es geht also um mehr, als “nur” eine Transaktion. Es geht vielmehr um eine intelligente Gesamtstrategie und deren geschickte Umsetzung.
Mit unserer Plattform bieten wir die wesentlichen Leistungen einer Investmentbank in digitaler Form an und das für ein wesentlich breiteres Publikum. Dazu gehört z. B. mittelständischen Unternehmen Zugang zu attraktiven Investoren zu verschaffen und auf Basis unseres digitalen Matchmaking-Prozesses den optimalen Partner zu identifizieren. Mit der Vermögensverwaltung übernehmen wir direkt die Verwaltung der Liquidität oder des Privatvermögens. Und wo es externer Partner bedarf schaffen wir das notwendige Netzwerk.
Als Investor der Vermögensverwaltung stehen einem mit dem neuen Service nun also auch weitere Möglichkeiten zur Optimierung des Anlagekuchens?
Ganz genau! Fast alle Vermögensverwaltungen und Banken beraten nur bei den “liquiden” Anlageklassen, meistens nur über Fonds. Durch die Digitalisierung bieten sich heute aber viel mehr Möglichkeiten, die sonst nur extrem wohlhabenden Personen oder Familien zur Verfügung stehen. Mit unserer digitalen Investmenbank können wir diese nun auch weiteren Anlegern (die übrigens nicht zwingend Unternehmer sein müssen) zur Verfügung stellen. Damit diese Möglichkeiten aber auch einen wirklichen Mehrwert bieten, sollten sie in ein Konzept eingebunden sein. Ein solches Konzept bzw. Strategie erarbeiten wir in der Vermögensverwaltung mit unseren Kunden.
Ab und zu einen Kaffee trinken und dann den ganzen Tag lang Zahlen jonglieren. Trifft das auf den Alltag von dir als Chief Investment Officer zu?
Zum Glück bietet der Job mehr als das! Es stimmt schon, dass ein Chief Investment Officer heute sehr analytisch arbeitet. Auch in unserem Bereich schreitet die Digitalisierung immer weiter voran, automatisiert Prozesse und unterstützt Analysen. Doch ich bin der festen Überzeugung, dass Investieren keine reine Wissenschaft ist. Erfahrungen, ein Denken “out of the box” und vor allem der Austausch mit Menschen ist für mich mindestens genauso wichtig, wie das Jonglieren mit Zahlen. Auf den tagtäglichen Kaffee möchte ich allerdings weniger verzichten…
Deine Funktion ist mit viel Verantwortung und insbesondere Herausforderungen verbunden. Welche war bzw. ist die für dich größte Herausforderung in deiner Position als CIO?
Die größte Herausforderung ist für mich der Umgang mit Risiken. Geld anzulegen bedeutet Risiken einzugehen, d.h. man kann dabei auch Geld verlieren. Jede Form der Geldanlage hat in der Vergangenheit schon mal an Wert verloren, zumindest zwischenzeitlich. Verlieren ist also fester Bestandteil beim investieren. Dennoch ist es jedes mal von neuem schmerzlich mitzuerleben, wenn das Vermögen sinkt. Daher ist es für mich auch so wichtig, die Verluste gering und die Verlustphasen so kurz wie möglich zu halten. Das schafft man mit einer intelligenten Diversifikation. Alles auf eine Karte zusetzten (mögen es Neue Markt Aktien, Bitcoin oder Immobilien sein) und dann zu hoffen, ist für mich keine Strategie. Wenn es gut geht, dann ist das nichts anderes als Glück. Ein Lottogewinner kann schließlich auch nicht durch eine überzeugende Strategie gewinnen, sondern durch Glück.
Digitalisierung. Möglicherweise das Wort des Jahrzehnts. Wie sehr siehst du die Vermögensverwaltung durch neue Technologien wie zum Beispiel „künstliche Intelligenz“ bedroht? Brauchen wir in 15–20 Jahren überhaupt noch persönliche Anlageberater?
Die Geschwindigkeit, wie heute neuartige Technologien entstehen, alte Gesetzmäßigkeiten “disruptieren” und Grenzen verschoben werden, ist einfach unglaublich. In solch einer Welt die nächsten 15–20 Jahre zu prognostizieren, ist nahezu unmöglich. Ich glaube aber, dass die künstliche Intelligenz zusammen mit Bioengineering die Menschheit komplett verändern wird. Die heutigen Computer sind für mich noch nicht intelligent. Sie unterstützen vielmehr den Menschen mehr oder weniger effizient. Daher ist ein Algorithmus heute auch noch kein besserer Anlageberater. Ich bin mir aber sicher, dass Computer zunehmend mehr in die Anlageberatung eingebunden und dann auch bessere Ergebnisse liefern werden.
Du bist Vater von Zwillingen. Herausforderungen bist du also mehr als gewohnt. Hat das Vatersein für dich auch die Einstellung in Bezug auf Anlageentscheidungen verändert?
Natürlich! Ich glaube die meisten Eltern wünschen sich, dass sie ihren Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen, auch in finanzieller Hinsicht. Ich habe daher sehr früh angefangen, für meine Kinder regelmäßig etwas zurückzulegen. Durch die Zinseszinsen ist daraus auch schon ein ganz schöner Grundstock gelegt. Vermögen baut sich vor allem über die Zeit auf und daher ist es so wichtig für mich gewesen, möglichst früh mit der Anlage für meine beiden Kinder anzufangen.
Zum Schluss würde ich noch gerne von dir wissen, ob du schon Pläne für deinen Urlaub hast? Magst du uns verraten, wo es hingeht?
Mit den Kids geht es dieses Jahr nach England. Ich habe mir vor einem Jahr einen VW-Bulli gekauft, ausgebaut als Camper. Damit sind wir sehr flexibel und bleiben dort, wo es uns gefällt. Ich bin gespannt, ob wir ein England mit Brexit besuchen…