Die Corona-Krise ist ein Paukenschlag für die digitale Transformation. Auch für Unternehmer Jens Kurzweil. Er hat 2013 seine Passion für das Grillen zum Beruf gemacht und gründet einen Grill Shop in Frankfurt und veranstaltet Grillseminare. Dafür gibt er einen sicheren Job als Manager im Steuerbereich auf. Ein Schritt der Mut verlangt, den er aber nie bereut hat. Nach enormen Umsatzeinbrüchen in Folge der Corona-Pandemie schaffen er und sein Team die Digitalisierung des Geschäfts und punkten dabei vor allem durch virtuelle Kundennähe. Wir sprechen mit ihm über die finanziellen Herausforderungen bei der Digitalisierung eines analogen Geschäfts und über starken Teamgeist.
Kapilendo: Hallo Herr Kurzweil, Ihr Unternehmen war im Frühjahr 2020 unmittelbar von den Folgen des Corona-Virus betroffen. Wie ist es Ihnen seitdem ergangen?
Jens Kurzweil: “Corona hat alles auf den Kopf gestellt. Unser Ladengeschäft mussten wir von heute auf morgen schließen.Damit sind uns 70 % unseres Umsatzes eingebrochen. Unser Event-Geschäft hat den Rest des Umsatzes ausgemacht. Mit beiden Geschäftsbereichen standen von jetzt auf gleich vor einer enorm schwierigen Situation. Laden zu, Eventgeschäft tot und unser Onlineshop war bis dahin eher so ein Schaufenster-Thema. Mittlerweile zieht unser Privatkundengeschäft wieder deutlich an. Die Leute haben ihren Sommer vorwiegend zu Hause und draußen verbracht. Da gehört das Grillen dazu.“
Kapilendo: Wie sind Sie als Unternehmer mit dieser Situation umgegangen?
Jens Kurzweil: “Wir haben von Anfang an unser gesamtes Team informiert, was da auf uns zukommen kann. Gemeinsam haben wir tolle Ideen entwickelt, um die Umsätze zu stabilisieren. Keine Kunden und Events bedeuten für unsere Grillmeister und Verkäufer keine Arbeit. Also haben wir einen Live-Chat auf unserer Website eingebunden, um den Kontakt zu unseren Kunden aufrechtzuerhalten, Ihre Fragen zu beantworten und sie kompetent zu beraten. Das hat wunderbar funktioniert und ist auf viel Zuspruch gestoßen. Unsere Mitarbeiter hatten einen Riesen-Spaß im Chat zu arbeiten., sodass sie den Chat sogar freiwillig in ihrer Freizeit betreut haben. Jeden Tag haben sie bis Mitternacht und an den Wochenenden Anfragen beantwortet und ihr Wissen weitergegeben. Und die Kunden waren überrascht und begeistert, dass selbst am Abend echte Menschen Ihre Anliegen beantworten und kein automatisierter Bot! Mit dieser Arbeit hat sich ein so starker Teamgeist entwickelt. Wir sind enger zusammengewachsen und gestärkt aus dieser Zeit hervorgegangen.“
Kapilendo: Hat sich diese hohe Nachfrage der Beratung auch in Ihren Umsätzen gezeigt?
Jens Kurzweil: “Absolut. Das war eine enorme Transformation unseres Onlinegeschäfts. Im Februar 2020 haben wir 10 Grillgeräte verkauft. Diese Anzahl ist im April 2020 auf fast 1.000 Stück gestiegen. April und Mai waren die Höhepunkte des Corona-Virus und sind die im Normalfall stärksten Monate in unserer Branche. Und in diesem Jahr hatten wir super Wetter, die Leute waren zu Hause und konnten für Ihre Outdoor-Anschaffungen in kein Geschäft gehen. Wir haben Nachtschichten eingelegt, um alle Bestellungen zu bearbeiten und sind die ganze Zeit am Ball geblieben.“
Kapilendo: Was war beim Ausbau des Onlineshops eure größte Herausforderung?
Jens Kurzweil: “Sicherlich waren die Infrastruktur des Shops und die gesamte Logistik eine Herausforderung. Vor allem aber braucht man beim Onlinehandel höhere Lagerbestände als beim Ladengeschäft. Das bringt eine ganz andere Finanzierungsbasis mit sich. Wir standen also schnell vor dem Liquiditätsthema. Wenn man einen enormen Wareneinsatz braucht, kann man das als junges Unternehmen meist nicht aus den Überschüssen der Vorjahre ziehen.“
Kapilendo: Wie haben Sie die Warenvorfinanzierung gestemmt?
Jens Kurzweil: “Unseren Warenbestand haben wir mit den Mitteln aus dem KfW-Schnellkredit aufgestockt. Der entscheidende Grund waren die attraktiven Konditionen. Also haben wir unseren Kontakt zu Kapilendo genutzt und den KfW-Schnellkredit online beantragt. Im vergangenen Jahr haben wir Kapilendo auf einer Veranstaltung kennengelernt. Zugegeben: Die Hausbank war unsere erste Anlaufstelle. Dort haben wir aber auch nach 6 Wochen keine Antwort erhalten. Über den digitalen Antrag bei Kapilendo hatten wir das Geld innerhalb von 10 Tagen auf dem Konto. Wir waren erstaunt wie reibungslos der gesamte Antrag funktionierte. Alles funktioniert online, ohne Banktermin und trotzdem mit persönlichem Ansprechpartner.“
Kapilendo: Wir erhalten häufiger das Feedback unserer Kunden, dass sich die Hausbanken enorm viel Zeit für die Beantwortung der KfW-Anträge genommen haben oder teilweise auch gar keine Antworten geben. Genau deshalb haben wir den Antrag in einem schlanken Prozess entwickelt. Danke für Ihr Vertrauen und Ihr Lob.
Wie hat sich Ihre Arbeit seither verändert? Ist die digitale Transformation deutlich zu spüren?
Jens Kurzweil: “Nach meinem Gefühl haben sich zwei Lager gebildet. In einem davon sitzen Unternehmer, die voller Sorge sind. Während der Kontaktbeschränkungen waren ihre Geschäfte geschlossen und Telefone abgeschaltet. Manche haben nie eine Karte auf das Onlinegeschäft gesetzt. Und es gibt die andere Seite, auf der lösungsorientierte Unternehmer stehen, die sich zielstrebig an diese neuen Gegebenheiten anpassen. Für uns stand es außer Frage uns zurückzulehnen und abzuwarten, dass diese Krise vorbeigeht.“
Kapilendo: Welchen Tipp geben Sie all den Unternehmern mit an die Hand, die noch Unsicherheit spüren mit dem Gedanken an die Digitalisierung Ihres Geschäfts?
Jens Kurzweil: “Was mich diese Zeit gelehrt hat: Man muss immer flexibel bleiben und Chancen erkennen. Aber niemals den Kopf in den Sand stecken. Da gehört auch immer etwas Mut dazu, das ist nicht einfach.”
Kapilendo: Mut ist ein gutes Stichwort. Sie sind mitten in der Krise an einen neuen Standort gezogen. Obwohl der alte Standort alle Geschäftsfelder vereinte: Ladengeschäft, Eventlocation und Lager, inklusive Charme eines alten Industrieobjektes. Wie kam es dazu?
Jens Kurzweil: “Hierbei sieht man, dass diese Corona-Krise auch eine Chance ist, anders zu denken und neue Wege zu gehen. Zwar hatten wir alles unter einem Dach auf dem alten Gelände. Die Verkehrsanbindung war uns aber schon länger ein Dorn im Auge. Die Location-Suche hat sich bis dahin immer rund um unsere Veranstaltungen gedreht. Durch Zufall bin ich auf das neue Objekt gestoßen, habe den Inhaber kontaktiert, eine Woche später besichtigt, zwei Wochen später den Mietvertrag unterschrieben, drei Wochen später eingezogen. Ein mutiger Schritt, wir haben die alte Location noch weitere 3 Jahre in der Anmietung, dort sollen weiterhin unsere Grillseminare und die Lagerlogistik stattfinden. Durch die neue Lage an einer der geschäftigsten Straßen Frankfurts kommt vermehrt Laufkundschaft in unseren Laden. Das freut uns unglaublich. Events können wir auch an der neuen Location anbieten. Ich gehe davon aus, dass durch die neuen Arbeitsbedingungen rund um Homeoffice auch Firmenevents wieder stärker nachgefragt sein werden, um die Bindung mit seinen Mitarbeitern aufrecht zu halten. Deshalb haben wir auch hier investiert.”
Kapilendo: Danke Herr Kurzweil für dieses spannende Gespräch.