Genussrechte treffen auf Blockchain: Mehr Freiheiten für Unternehmer

Der Zugang zu Eigenkapital wird für den deutschen Mittelstand immer mehr zur Herausforderung. Die klassische Ausgabe von Aktien oder Anleihen über den Kapitalmarkt macht für viele keinen Sinn. Neben den Emissionskosten spielen die laufenden Kosten bei der Entscheidung gegen einen IPO eine entscheidende Rolle. Auch weiteren regulatorische Anforderungen (z.B. erweiterte Berichterstattung) zu genügen, ist den meisten KMU mit den bestehenden Ressourcen einfach nicht möglich.

Genussrechte bzw. deren Verbriefung zu Genussscheinen könnten eine sinnvolle Alternative für kleine- und mittelständische Unternehmer auf der Suche nach Wachstumsinvestitionen darstellen. Was genau Genussrechte sind und welche Rolle die Blockchain dabei spielt erfahren Sie jetzt.

Was ist eigentlich ein Genussrecht?

Ein Genussrecht ist nicht etwa etwas kulinarisches, sondern ein juristischer Begriff aus dem Schuldrecht. Als Genussrechte werden Wertpapiere bezeichnet, die eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital darstellen, das heißt eine Konstruktion, die zwischen Aktien und Anleihen zu verorten ist.

Aus dem Erwerb eines Genussrechtes ergibt sich für den Investor die Pflicht, dem Emittenten eine bestimmte Summe Geld für einen vertraglich geregelten Zeitraum zur Verfügung zu stellen. Der Emittent verpflichtet sich einerseits zur Rückzahlung des geliehenen Kapitals am Ende der Laufzeit und andererseits zur Zahlung einer vereinbarten Rendite während der Laufzeit für ein Genussrecht.

Genussrechte im Mittelstand.

“Mittelständische Unternehmen haben seit Jahren einen problematischen Zugang zu Eigenkapital. Die Gesellschafterstruktur ist bei vielen KMU familiär geprägt. Im Normalfall verbringen Eigentümer nicht nur Zeit im Büro miteinander, sondern auch gerne mal auf dem Tennis- oder Golfplatz.”

Jens Siebert, CSO der Kapilendo AG

Bei der Beschaffung von Eigenkapital durch externe Finanzinvestoren (“Private Equity”) geraten diese Strukturen häufig ins Wanken. Eine solche Form der Eigenkapitalfinanzierung hat immer eine Gesellschafterstellung des Finanziers zur Folge, aus der sich Mitwirkungs-, Mitsprache-, Zustimmungs- und Kontrollrechte ableiten, was für die bisherigen Gesellschafter ein starkes Umdenken erfordert. In der Regel fordert ein Private Equity Investor nämlich die Mehrheit am Unternehmen, um seinen eigenen Kapitalgebern eine angemessene Sicherheit bieten zu können. Zudem sind bei einer Finanzierung über einen Private Equity Fonds hohe Rendite-Erwartungen seitens der Investoren geknüpft, die oft zu abweichenden strategischen oder finanzpolitischen Auffassungen führen.

Um derartige Situationen zu vermeiden, stehen mittelständischen Unternehmen Genussrechte als interessanter Kompromiss zur Verfügung.

In der gegenwärtig globalen wirtschaftlichen Situation ist die Genussrechts-Finanzierung für den Mittelstand eine willkommene Finanzierungsform. Genussrechte können je nach Strukturierung Fremd- oder Eigenkapital-Charakter aufweisen. Durch das Genussrechtskapital wird der zumeist enge und vertraute Gesellschaftskreis nicht verändert, so dass sich an den bisherigen Machtverhältnissen auf Gesellschafter-Ebene nichts ändert. Durch die Möglichkeit der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Kapitalzinsen tritt eine positive wirtschaftliche Komponente hinzu, die das Genussrechtskapital in jeder Hinsicht attraktiv und nahezu unentbehrlich bei einer ausgewogenen Unternehmensfinanzierung macht.

Mit Blockchain Technologie die Emission von Genussrechten noch einfacher

Dass die Emission digitaler Wertpapiere über die Blockchain Unternehmensfinanzierungen nachhaltig effizienter und günstiger gestalten wird, ist klar. Digitale Wertpapiere sind wie der Name bereits vermuten lässt mit wertpapierähnlichen Eigenschaften ausgestattet. Real existierende Vermögensgegenstände — wie beispielsweise Genussrechte — werden dabei “entmaterialisiert” und digital auf der Blockchain abgebildet („Tokenisierung“).

Besonders wichtig ist hierbei die Funktion von Smart Contracts. Ein Smart Contract ist nichts weiter als ein in Code eingebundenes Regelwerk, dass an ein Vermögensrecht (Security) geknüpft ist und sich selbst ausführt (Smart Security). Diese können flexibel an die Anforderungen eines Unternehmers ohne großen technischen Aufwand angepasst werden. Beispielsweise können Sie als Emittent eines Genussscheins dessen Struktur und Charakter als Eigen- oder Fremdkapital-Instrument flexibel festlegen – ganz nach Ihrem Bedarf.

Ein großer Vorteil liegt weiterhin in der Handelbarkeit von dieser Wertpapiere. Bisher lassen sich Genussrechte nur schwer handeln, weshalb sie nur selten den Inhaber wechseln. Digitale Wertpapiere hingegen können jederzeit und zu deutlichen geringeren Kosten auf Handelsplattformen gehandelt werden. Allein durch die hohe Liquidität wird dieses Finanzinstrument für ein deutlich breiteres Publikum interessanter.

Das “Kapitaleinsammeln” wird zudem internationaler, sodass Investoren aus dem Ausland sich einfacher an den Finanzierungen beteiligen können.

Technologisch kein Problem – ein rechtlicher Rahmen entsteht

Die Bundesregierung arbeitet auf Hochtouren an der Entwicklung eines rechtlichen Rahmens für die Emission digitaler Wertpapiere. Dieser soll spätestens Ende 2019 stehen. Die Vorzüge für Unternehmen im Rahmen von Finanzierungen setzten letztendlich die finalen Anreize für die Politik bei dem Thema mehr Fahrt aufzunehmen.

Nur unter dem rechtlichen Schirm einer einheitlichen Regulierung können sich die echten Potentiale der Blockchain Technologie auf Unternehmensfinanzierungen entfalten. An der Entwicklung einer solchen Rahmensetzung arbeiten wir tagtäglich und befinden uns in ständigem Austausch mit Vertretern anderer Unternehmen und der Politik.

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Ein Kommentar zu “Genussrechte treffen auf Blockchain: Mehr Freiheiten für Unternehmer

  1. Rudolf Sager Reply

    Blockchain und Fianzierung. Was für ein genialer Geniestreich -und sogar nach dt. Recht geregelt -wer hätte es gedacht. Chapeau.
    Jetzt muss der nächste ZUG folgen: Wie können wir Block Chain und digitales Geld in Währungskurse zur schnellen und kostengünstigen Überweisung nutzen. Hier heist es nicht Kurzspekulation, sondern kostengünstig und Währungsumrechnung müssen klar geregelt sein. Damit läßt sich in Zukunft das Geld – über Nacht -verdienen. Wer ist der Erste, der das anbietet? SWIFT ade.

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