ESG wird immer mehr zu einem entscheidenden Faktor für geschäftlichen und finanziellen Erfolg, nicht zuletzt durch die künftige Pflicht für Unternehmen, über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu berichten. Wie sich die Nachhaltigkeitskriterien auf Investoren, Unternehmen und Regulatoren auswirken.

Wie gut können unsere Kinder in Zukunft noch leben? Die Aussicht, dass unser Planet eines Tages unbewohnbar wird, hat unserem Handeln und insbesondere unserem Wirtschaften einen neuen Rahmen gesetzt: egal, was wir tun, es muss nachhaltig sein. Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir unsere Bedürfnisse in der Gegenwart befriedigen, ohne dass dies die Möglichkeiten zukünftiger Generationen einschränkt. Unsere gesamte Wirtschaft wird sich in Zukunft viel stärker daran ausrichten müssen.

Verbraucher, Unternehmen, Investoren oder Regulatoren werden sich daher künftig sogenannten ESG-Kriterien stellen und ihre Wirtschaftstätigkeit so am Grundsatz der Nachhaltigkeit ausrichten müssen. ESG steht für Environmental, Social und Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Lange konnte jeder etwas anderes darunter verstehen und seine ESG-Agenda selbst setzen. Doch inzwischen sind die Gesetzgeber EU und Bund konkreter geworden. Mit der EU-Taxonomie hat die Staatengemeinschaft 2020 ökologisch nachhaltige geschäftliche Aktivitäten klassifiziert und damit einen rechtlichen Rahmen für künftige ESG-Reportings gesetzt.

Nachhaltigkeit in Unternehmen wird transparent

Transparenz bei der Umsetzung der ESG-Kriterien wird immer mehr zur Pflicht. Genaueres regelt die Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz CSRD. Demnach erreicht das verpflichtende ESG-Reporting schon bald zigtausende Unternehmen. ESG-Reportings sind bislang nur für kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Genossenschaften, Kreditinstitute, Finanzdienstleister und Versicherungsunternehmen verpflichtend. Sie müssen diese nicht-finanziellen Aspekte zum Thema Nachhaltigkeit bereits in ihren Geschäftsbericht aufzunehmen.

Künftig müssen aber immer mehr Firmen Nachhaltigkeitsberichte liefern. Ab 2025 müssen viele Mittelständler ein ESG-Reporting erstellen, sofern sie zwei von drei Kriterien erfüllen: mehr als 250 Millionen Euro Umsatz, einen Jahresumsatz von mehr als 40 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro. Das bedeutet für die Praxis, dass diese Unternehmen mit Beginn des Jahres 2024 die dafür nötigen Daten und Nachweise sammeln müssen, um 2025 einen entsprechenden Bericht vorlegen zu können. Schätzungen zufolge betrifft die neue Berichtspflicht dann rund 15.000 Unternehmen in Deutschland.

Ab 2026 fallen auch zunehmend Klein- und mittelständische Betriebe unter die Berichtspflicht. Wieder müssen dafür zwei von drei Merkmalen erfüllt sein: mehr als 10 Mitarbeiter, mindestens 700.000 Euro Umsatz oder eine Bilanzsumme von mehr als 350.000 Euro. Zigtausende Betriebe müssen bis 2025 die Weichen für einen ESG-Report gestellt haben. Für kleinere Unternehmen ist ein ESG-Report zunächst freiwillig.

Die Reporting-Pflicht ist allerdings noch für weit größere Teile der Unternehmenslandschaft relevant, als die Berichtspflichten vermuten lassen. Denn über das Lieferkettengesetz müssen die großen Unternehmen dafür sorgen, dass auch ihre Zulieferer entsprechende Zahlen und Belege für den ESG-Report beisteuern. In nur wenigen Jahren werden die Einhaltung von ESG-Kriterien und entsprechende Berichtspflichten den größten Teil der Unternehmenslandschaft erfasst haben. Am Thema Nachhaltigkeit kommt spätestens dann niemand mehr vorbei.

ESG-Reporting wird künftig umfassender

Unternehmen müssen in ihrem ESG-Reporting darlegen, was sie zum Beispiel unternommen haben, um Energie zu sparen, auf erneuerbare Energien umzustellen, ihren CO2-Ausstoß zu verringern oder um die natürlichen Ressourcen zu schonen. Vor dem Hintergrund hoher Energiepreise, der politisch gewollten Abkehr von fossilen Brennstoffen und steigender Besteuerung der CO2-Emissionen stehen aktuell sicher Klimaschutz-Aspekte besonders im Fokus. Ein ESG-Reporting umfasst jedoch auch Angaben hinsichtlich einer fairen Personalpolitik und einer nachhaltigen Unternehmensführung. Es geht unter anderem um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter, faire Vergütungs- und Arbeitszeitmodelle, Transparenz des Managements oder Korruptionsbekämpfung. Insbesondere bei den ESG-Aspekten Social und Governance fehlen noch konkrete Ausarbeitungen und Definitionen des Gesetzgebers, doch kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Vor allem die jüngere Generation will sich mit dem Arbeitgeber identifizieren und erwartet Engagement beim Thema Nachhaltigkeit. Schon aufgrund des Fachkräftemangels sind die Angaben zur Beachtung von ESG-Kriterien für die Unternehmen zunehmend wichtig, wenn sie im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Chance haben wollen.

Der Kapitalmarkt schwenkt auf Nachhaltigkeit

Auf dem Kapitalmarkt wird sich durch die Pflicht zum ESG-Reporting vieles ändern. Investoren orientieren sich ohnehin daran, wie zukunftsfest die Unternehmen aufgestellt sind, in die sie investieren. Dabei spielt die ESG-Strategie der Unternehmen eine immer größere Rolle. Aus Investorensicht steigen die Risiken einer Beteiligung, wenn die Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit intransparent sind oder hinterherhinken. Dann drohen ihnen Probleme mit ihrer Refinanzierung, der Gewinnung neuer Fachkräfte oder steigenden Ausgaben für Energie, Rohstoffe und CO2-Emissionen. Zudem wollen viele langfristig orientierte Anleger schon jetzt kein Investment mehr eingehen, wenn es nicht auch nachhaltig ist. Immer mehr verlangen Impact Investing mit messbarer Wirkung im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften. Die Zahl der Fonds und ETFs, die an ESG-Kriterien gekoppelt sind, ist bereits sprunghaft gestiegen. Mehr als 34 Billionen Euro stecken heute weltweit in ESG-Papieren. In der EU war laut einer Erhebung der Wirtschaftsberatungsagentur PwC 2021 bereits ein Drittel aller Fonds als nachhaltig klassifiziert – und das Wachstum setzt sich Jahr für Jahr rasant fort.

Damit wächst am Finanzmarkt der Druck auf die Unternehmen, ihr Handeln und ihre Berichts- und Rechnungslegungspflichten an ESG-Kriterien auszurichten. Banken etwa wollen die Nachhaltigkeitsrisiken in den Unternehmen richtig einschätzen können, bevor sie einen Kredit bewilligen. Wer seine ESG-Fortschritte und -Risiken nicht transparent macht, muss dann höhere Zinsen zahlen oder erhält gar keinen Kredit. Unternehmen, die beim Thema Nachhaltigkeit hinterherhinken, haben so früher oder später das Nachsehen.

Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin nimmt zudem die Finanzbranche stärker in die Pflicht. Die BaFin hat den von ihr beaufsichtigten Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern schon 2019 einen Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken an die Hand gegeben, der in konkretisierter Form noch in diesem Jahr als Bestandteil der Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Banken (MaRisk) verbindlich werden soll. Spätestens dann fließen Nachhaltigkeitsrisiken verpflichtend in die Risikobewertung bei der Kreditvergabe ein. Die Fortschritte in der Umsetzung, insbesondere auch bei den kleinen und mittleren Banken, überwacht die BaFin bereits.

Anlegende müssen die Nachhaltigkeitsrisiken kennen

Darüber hinaus sorgen regulatorische Vorschriften wie die EU-Taxonomieverordnung und die EU-Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) dafür, dass Investitionsvorhaben, insbesondere auch Finanzprodukte zwingend transparent darlegen müssen, mit welchen Nachhaltigkeitsrisiken das Investment verbunden ist. Private und institutionelle Investoren sollen so besser beurteilen können, ob ein Investment ihren Nachhaltigkeitspräferenzen entspricht oder ob es diesbezüglich zu hohe Risiken beinhaltet. Die genaue Klassifizierung ökologisch nachhaltiger Geschäftstätigkeiten in der EU-Taxonomie sowie die detailreichen Vorschriften der EU-Offenlegungsverordnung sollen dabei Greenwashing vermeiden. Damit wird die Erfassung und Offenlegung von Risiken, die sich aus den ESG-Kriterien ergeben, verpflichtender Bestandteil des Jahresabschlussberichts und für die Unternehmen prüfungsrelevant.

Umgekehrt werden den Unternehmen, die keine ESG-Strategie vorweisen können oder zu hohe Nachhaltigkeitsrisiken in ihren Berichten ausweisen, über kurz oder lang die Refinanzierungsoptionen ausgehen. Auch bei Übergaben oder Unternehmensverkäufen wird sich solch ein Mangel in einem niedrigeren Verkaufspreis oder der Tatsache niederschlagen, dass sich für solch ein Unternehmen kein Käufer findet.

Unter Anlegenden, die nachhaltig investieren wollen, herrscht Goldgräberstimmung. Immer mehr private und institutionelle Anleger wollen „Impact Investing“, also Investments mit messbarer Wirkung zugunsten der Nachhaltigkeitsziele. Invesdor bietet jungen Unternehmen, die noch nicht unter die Berichtspflichten fallen, aber dennoch Nachhaltigkeitsziele verfolgen, eine attraktive Finanzierungsplattform. Denn Untersuchungen haben festgestellt, dass vor allem Privatanleger und Privatanlegerinnen den Bomm bei ESG-investments tragen. Institutionelle Investoren haben zwar insgesamt mehr Geld in ESG-Anlagen investiert als Privatanleger, letztere sind aber wesentlich für das Wachstum seit 2020 verantwortlich und das Investitionsvolumen der Privaten hat sich der Größenordnung institutioneller Investments bereits deutlich annähert.

Crowdfunding ist somit wie geschaffen für die Gruppe der Privatanlegenden. Bei seinen offerierten Anlageprojekten bietet Invesdor schon jetzt bei den meisten Projekten Analysen zu den Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen und macht auch Beteiligungen an Start-ups mit nachhaltigem Geschäftsmodell möglich. Anlegerinnen und Anleger, die langfristig auf Nachhaltigkeit setzen wollen, haben so die Chance, früh auf nachhaltig ausgerichtete Unternehmen zu setzen – und können sich auf maximale Transparenz bei ESG-Investments verlassen. Für Unternehmen aber, die von der ESG-Welle nicht überrollt werden wollen, geht es nun darum, den Kurs in Richtung Nachhaltigkeit zu bestimmen und Fahrt aufzunehmen. Nur so haben sie die Chance auf eine nachhaltige Zukunft.

 

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