Wer privat Geld anlegen möchte, braucht eine geeignete Anlagestrategie. Dies gilt umso mehr, wenn auch an der Börse und außerbörslich in Wertpapiere oder Beteiligungen wie beim Crowdfunding investiert werden soll. Abgesehen von ein paar grundlegenden Regeln für die Geldanlage sollte die Anlagestrategie vor allem zu individuellen Zielen, Bedürfnissen und der Risikoneigung des Anlegers passen. Wie Anlegende in wenigen Schritten die richtige Anlagestrategie finden.
Wer mehr Geld zur Verfügung hat, als er zum Leben benötigt, legt es auf die hohe Kante. In Deutschland spart ein privater Haushalt im Jahr 2023 laut Eurostat-Schätzungen 10,6 Prozent des verfügbaren Einkommens, im Euro-Währungsraum liegt die Sparquote mit 14,1 Prozent sogar noch etwas höher. Damit haben sich die Sparquoten seit der Corona-Pandemie weitgehend normalisiert, nachdem sie 2020 auf mehr als 25 Prozent gestiegen waren.
Doch wer seine Ersparnisse nur auf dem Girokonto oder einem schwach verzinsten Sparbuch liegen lässt, verschenkt nicht nur Rendite, sondern erleidet sogar einen realen Kaufkraftverlust, weil die Inflationsrate die Verzinsung übersteigt. Wer also sein Geld mehren und dessen Kaufkraft erhalten möchte, muss sein Geld so anlegen, dass die Rendite die Inflation übersteigt – und sollte sich dafür idealerweise zuvor eine Anlagestrategie zurechtlegen, die er dann konsequent verfolgt. Für solch ein Anlagekonzept gibt es aber kein Patentrezept, vielmehr gilt es, unterschiedliche Faktoren wie die Art der Anlage, den Investitionsschwerpunkt, Aufwand, Anlagedauer, Renditechancen und Verlustrisiken zu berücksichtigen. Eine ausgewogene Anlagestrategie zu entwickeln, die zu den persönlichen Zielen, aber auch zum eigenen Naturell passt, erfordert einige Hausaufgaben.
Inhalt
Welcher Anlegertyp sind Sie?
Zunächst sollten sich Anlegende klar machen, unter welchen Voraussetzungen und zu welchem Zweck sie Geld anlegen wollen. Wie viel Geld, das in den nächsten Jahren nicht benötigt wird, steht zur Verfügung? Je größer der verfügbare Betrag, umso risikoärmer oder chancenreicher lässt sich die Anlagestrategie ausrichten. Mit hohen Beträgen werden zudem auch mehr Wertpapiere oder Anlageklassen zugänglich, in die sich mit kleinen Beträgen gar nicht investieren lässt
Konservative Anleger
Diese Anleger bevorzugen stabile Anlagen mit geringem Risiko und akzeptieren dafür niedrigere Gewinne. Sie sind auf der Suche nach Anlageformen, die eine hohe Sicherheit bieten und konzentrieren sich auf den Erhalt ihres Kapitals.
Ausgewogene Anleger
Sie neigen zu sicheren Investments, integrieren aber auch gezielt Anlagen mit höheren Gewinnmöglichkeiten und entsprechendem Risiko. Dieser Typ strebt eine Balance zwischen Sicherheit und möglichen höheren Erträgen an, um das Gesamtrisiko zu kontrollieren und gleichzeitig das Wachstumspotenzial zu nutzen.
Dynamische Anleger
Diese Anleger wählen bewusst Anlageoptionen mit potenziell hohen Erträgen, die aber auch ein erhöhtes Verlustrisiko mit sich bringen. Sie sind bereit, für die Chance auf überdurchschnittliche Renditen größere Schwankungen und Risiken in Kauf zu nehmen.
Das Magische Dreieck der Vermögensanlage
Abhängig vom Anlegertyp konkurrieren immer drei Dimensionen einer Anlagestrategie miteinander: Rentabilität, Sicherheit und Liquidität.
Ziel eines Anlegenden sollte es somit sein, die individuell passende Gewichtung der einzelnen Dimensionen zu finden und durch eine geeignete Mischung verschiedener Anlageklassen für sich selbst auszubalancieren. Ökonomen sprechen auch vom „Magischen Dreieck der Vermögensanlage”.
Die Rentabilität ist der Gewinn, der mit Dividenden- oder Zinszahlungen sowie Kursgewinnen erzielt wird. Doch mit steigender Rentabilität steigt auch das Risiko und somit sinkt die Sicherheit einer Anlage. Mit einem steigenden Risiko nimmt also die Wahrscheinlichkeit zu, dass der gesamte Anlagebetrag verloren gehen kann. Bei Unternehmensbeteiligungen kann dies z.B. im Falle einer Insolvenz passieren. Um die Sicherheit zu erhöhen, kann das Vermögen über verschiedene Geldanlageprodukte gestreut werden (Diversifikation).
Ziele ihrer Anlage
In diesem Zusammenhang ist auch das Anlageziel bzw. der Anlagehorizont von großer Bedeutung. Es macht einen großen Unterschied, ob der Anlegende etwa auf eine Amerikareise in drei Jahren spart oder für seinen Ruhestand in 30 Jahren vorsorgen will. Wer sein Geld im Zweifelsfall auch mal schnell benötigt, muss darauf achten, dass sich seine Investments auch schnell wieder zu Geld machen lassen. Besonders liquide Anlageinstrumente sind beispielsweise Aktien und Anleihen, ebenso börsengehandelte Fonds (ETF). Wer dagegen seine Ersparnisse in Immobilien, Festgeldkonten, Versicherungsprodukte, geschlossene Fonds oder illiquide Wertpapiere investiert, muss unter Umständen länger warten, bis das Geld auf dem Konto ist.
Schlüsselfaktoren für Ihre Anlagestrategie: Risiko, Rendite und Zeitmanagement
Von Ziel und Anlagehorizont hängt maßgeblich ab, welche Verlustrisiken mit den Investments eingegangen werden können. Faustregel: Je länger der Anlagezeitraum, desto höher dürfen die Risiken sein, da vorübergehende Verluste noch ausgeglichen werden können. Wer höhere Verlustrisiken eingehen kann, eröffnet sich aber zugleich höhere Renditechancen. Umgekehrt gehen höhere Gewinnchancen immer auch mit höheren Risiken einher.
Nicht zuletzt ist der Umgang mit Chancen und Risiken eine Frage des Anlegertyps. Wer Risiken meiden oder Verluste generell ausschließen möchte, investiert vorrangig in konservative und sichere Anlageklassen wie festverzinste Staatsanleihen der höchsten Bonitätsstufe oder Festzinsangebote bei der Bank. Dort ist das Verlustrisiko nahe null, allerdings sind auch die Renditen gering.
Wer jedoch eine attraktive Rendite erzielen will und vorübergehende Verluste verkraftet, kann auch in Aktien, ETF und Derivate an der Börse oder auch außerbörslich in Crowdfunding-Projekte oder Private-Equity-Beteiligungen investieren. Deren Verlustrisiken reichen bis zum Totalverlust der Anlagesumme. Dafür sind allerdings auch zweistellige Renditen ohne weiteres möglich.
Zeitmanagement in der Geldanlage: Eigenverwaltung vs. Fonds
Wer sein Investitionsvolumen, seinen Anlagehorizont und seine Risikoneigung kennt, sollte sich überlegen, wie viel Zeit er für die Beschäftigung mit seinen Geldanlagen opfern möchte.
Wer ein Wertpapierdepot aus einzelnen Aktien, Anleihen und Derivaten aufbauen und pflegen möchte, muss regelmäßig, unter Umständen sogar täglich, einen Blick auf sein Depot werfen und falls nötig Wertpapiere kaufen und verkaufen.
Wer hingegen in Fonds oder ETF investiert, muss vielleicht nur einmal im Jahr auf seine Investments schauen. Im Grunde überlässt der Fondsanleger die Auswahl der Wertpapiere einem professionellen Fondsmanager, der ETF-Anleger investiert nur passiv in einen nachgebildeten Index und hofft auf dessen positive Entwicklung. Mit Fonds und ETF sind die Renditechancen zwar kleiner als beim „Stock-Picking“, dafür bekommt der Anleger gleich eine Wertpapiermischung, die insgesamt ein geringeres Verlustrisiko aufweist. Mehr zur Risikostreuung im Wertpapierportfolio, auch Diversifikation genannt, folgt weiter unten.
Ein Überblick über gängige Anlagestrategien
Die Welt der Geldanlage bietet eine Vielzahl an Strategien, die sich je nach Risikobereitschaft und Anlagezielen der Investoren unterscheiden. Während einige Strategien in Form von Fonds oder ETFs umsetzbar sind, lassen sich andere direkt durch individuelle Anlageentscheidungen realisieren. Zu den bekanntesten Ansätzen gehören beispielsweise die Growth- und Value-Strategien, die jeweils unterschiedliche Investitionsphilosophien verfolgen.
Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die verschiedenen Strategien zu werfen, um zu verstehen, wie sie funktionieren und welche möglichen Vorteile sie bieten. Anleger können auf diese Weise besser einschätzen, welche Strategie am besten zu ihren persönlichen Finanzzielen und Risikopräferenzen passt.
Growth-Strategie
Bei der Growth-Strategie stehen vor allem Wachstumsunternehmen im Fokus, deren Aktienkurse zwar stärker schwanken, die aber großes Potenzial für die Zukunft bieten. Diese Strategie zielt darauf ab, von der dynamischen Entwicklung dieser Unternehmen zu profitieren.
Buy-and-Hold-Strategie
Die Buy-and-Hold-Strategie setzt auf langfristige Investitionen in etablierte Unternehmen, die vor allem langfristig die Aussicht auf steigende Kurse bieten. Investoren, die diese Strategie verfolgen, halten ihre Anlagen über längere Zeiträume, um von kontinuierlichem Wachstum zu profitieren.
Value-Strategie
Die Value-Strategie, bekannt durch Starinvestor Warren Buffett, konzentriert sich auf das Investieren in grundsolide und ertragsstarke Unternehmen, deren Aktien derzeit eher niedrig bewertet sind. Diese Strategie sucht nach unterbewerteten Anlagechancen am Markt.
Neben diesen bekannten Strategien gibt es zahllose weitere Ansätze für Börseninvestoren, mit denen sie ihre speziellen Anlageziele verfolgen können. Dazu gehören Anlagen, die auf hohe Dividenden, Nachhaltigkeit und Klimaschutz abzielen, sowie frühe Investments in Start-ups oder Scale-ups, wie es etwa mit den Crowdfunding-Projekten bei Invesdor möglich ist.
Der Mix macht’s
Entscheidend für den langfristigen Anlageerfolg ist jedoch nicht nur der Fokus auf eine bestimmte Unternehmensgruppe oder das Timing bei Ein- und Ausstieg, sondern vielmehr die Mischung verschiedener Anlageklassen mit unterschiedlichen Risikoprofilen und möglichst geringen Korrelationen zu anderen Anlageklassen. Beispielsweise entwickeln sich Aktien und Anleihen oft in entgegengesetzter Richtung. Je nach Marktphase ist es dann sinnvoll, die Gewichtung von Aktien und Anleihen im Portfolio anzupassen.
In Zeiten wie diesen, in denen die Leitzinsen steigen, ist zum Beispiel eine Senkung der Aktienquote und im Gegenzug eine Erhöhung der Anleihequote sinnvoll, um einem Depot Stabilität zu geben und die Gewinnchancen zu wahren. Oftmals bewegen sich die Anleihe- und Aktienquoten zwischen 30 und 60 Prozent. Zudem dient ein zehn bis 15-prozentiger Anteil an Gold als gute langfristige Versicherung gegen Krisen. Außerdem sollte immer auch etwas Liquidität gehalten werden, beispielsweise Bankguthaben und Bargeld.
Wer einen längeren Anlagehorizont hat und Wert auf zusätzliche Renditechancen im Portfolio legt, kann dem Vermögensportfolie auch einen zehn- bis 15-prozentigen Anteil aus Alternativen Investments beimischen. Das können etwa Hedgefonds-Anteile und Private-Equity-Beteiligungen sein, der Anlegende kann aber auch hochrentable und außerbörsliche Investments wie Crowdfunding-Projekte beimischen. Da all diese alternativen Investments mit höheren Anlagerisiken einhergehen, sollte ihr Gewicht im Portfolio aber die genannten Anteilsgrenzen nicht übersteigen.
Alternative Investments sorgen für Musik im Depot
Wichtig ist vor allem, dass das Chance-Risiko- Verhältnis im Gesamtportfolio zum Anlegenden passt und dessen Risikotragfähigkeit nicht übersteigt. Wer mehr Risiko verträgt, nimmt mehr Aktien oder Alternative Investments in sein Depot und senkt den Anleiheanteil. Wer Sicherheit bevorzugt und dafür auf Rendite verzichten kann, nimmt hingegen mehr Anleihen höchster Bonitätsstufe ins Depot und beschränkt seine Investments in Wachstumsaktien oder Alternative Investments auf nur einen geringen Anteil oder lässt sie ganz weg.
Anleger, die in bestimmte Themen investieren wollen, können dies in der Regel auch mit Investments in verschiedenen Anlageklassen umsetzen. Ein Beispiel: Anleger, die in das Thema Erneuerbare Energien investieren wollen, können auf börsennotierte Versorger setzen, die oft neben ihren Aktien auch Anleihen an der Börse platziert haben. Daneben eigenen sich aber auch Wachstumsaktien von Anbietern der benötigten Technologie für Wind- oder Solarkraft oder ein Crowdinvesting bei Betreibern von Wind- oder Solarparks, wie etwa das niederländische Windparkprojekt Oude Maas bei Invesdor.
Letzten Endes muss es durch die Mischung geeigneter Anlageklassen und Wertpapiere gelingen, das Portfolio so auszutarieren, dass Klumpenrisiken vermieden und Renditechancen angemessen genutzt werden. Dafür benötigt jeder Anleger seinen eigenen Mix im Depot.